In der Yaowawit School & Lodge auf der Insel Phuket fanden nach dem Tsunami im Jahr 2004 über 100 Waisenkinder ein neues Zuhause. Urlauber, die in der Lodge übernachten, unterstützen das Projekt und lernen gleichzeitig das ursprüngliche Thailand kennen.
Wie Noahs Arche auf dem Berg Ararat thront die Yaowawit School&Lodge auf einem Hügel bei Kapong, einem Dorf im Süden von Thailand. Wenn man durch das fruchtbare Tal am Fuße des Hügels schlendert, kann man zwischen den Blättern des immergrünen Regenwaldes nur das Dach des pagodenartigen Haupthauses erkennen. Ab und an schimmern zwischen Yang- und Banyanbäumen, zwischen Palmen, Akazien und Bananenstauden die Schlaf- und Unterrichtsgebäude hervor, die in Apricotund warmen Rotbraun gestrichen sind und sich farblich wunderbar in die tropische Dschungellandschaft einfügen.
Gebaut hat die Schule und das Gästehaus der deutsche Unternehmer Philipp Graf von Hardenberg. Im Januar 2005, wenige Wochen nachdem an Weihnachten 2004 eine gigantische Flutwelle rund 230 000 Menschen in den Tod gerissen und ganze Landstriche in Indonesien, Thailand und auf Sri Lanka verwüstet hatte, war er auf die Insel Phuket gekommen, um in der größten Not zu helfen. „Trauer, Elend, Dreck – und dazwischen all die verwaisten Kinder, da konnte ich nicht einfach abreisen und so tun, als ob alles gut werden würde“, erinnert sich von Hardenberg. „Da bot mir das Rote Kreuz eine halbe Million Euro an, um damit eine Schule zu bauen. Ich war unendlich dankbar!, erinnert sich der von Hardenberg. Bei der Ortschaft Kapong, rund 70 Kilometer von der Urlaubsregion Khao Lak entfernt, kaufte er ein 27 Hektar großes Plantagen-Grundstück. 2006 wurde das Dschungel-Internat eröffnet, in dem zunächst 80 Waisen ein neues Zuhause, Sicherheit und Geborgenheit fanden.
Die Waisen von einst sind inzwischen erwachsen und haben die Schule verlassen. „Neunzig Prozent unserer Schützlinge haben einen Abschluss gemacht, der mit dem deutschen Abitur vergleichbar ist“, berichtet die Leiterin der Schule, Kru Tack, stolz. „Viele studieren inzwischen, ein Mädchen sogar im Ausland.“ Derzeit leben 140 Kinder zwischen drei und 18 Jahren in Yaowawit. Nur wenige sind elternlos, die meisten aber mittellos – so wie Pim, deren Eltern sich nie um das Mädchen gekümmert haben. Das Mädchen wuchs bei ihrer Großmutter auf, doch die war so bettelarm, dass sie weder Schulsachen noch den Schulbus bezahlen konnte.
Seit 2013 lebt die 13jährige, die davon träumt einmal eine berühmte Sängerin zu werden, in dem Internat, wo sie von Lehrern, Hauseltern und freiwilligen Helfern und Praktikanten aus dem Ausland versorgt und ausgebildet wird. „Der Kreislauf der Armut lässt sich nur mit Bildung durchbrechen“, davon ist nicht nur Schulleiterin Kru Tack, sondern das gesamte Team in Yaowawit überzeugt. Neben der schulischen Ausbildung, die auf dem thailändischen Lehrplan basiert, legt man großen Wert darauf, den Kindern auch sogenannte „Life Skills“, also praktische Fähigkeiten zu vermitteln, die es ihnen als Erwachsene ermöglichen, für sich selbst und ihre Familien zu sorgen.
Ab der vierten Klasse arbeiten die Schülerinnen und Schüler nachmittags nach dem Unterricht daher auf der schuleigenen Plantage mit. Sie lernen, wie man Gemüse, Obst und Kräuter anbaut, erntet und verarbeitet. Sie kümmern sich außerdem um die Fischteiche, die Legehennen, die Ziegen und Perlhühner. Lehrer einer benachbarten Hotelfachschule und Manager der benachbarten Marriott Hotels unterrichten die Kinder zudem im Hotelfach – denn 13 Jahre nach der Flutkatastrophe boomt der Tourismus in Thailand wieder. 2016 kamen rund 30 Millionen Urlauber nach Thailand, bis 2025, so die Prognosen, werden 50 Millionen Touristen das asiatische Land besuchen.
„Wer gut Englisch spricht und kompetent und selbstbewusst mit ausländischen Gästen umgehen kann, hat definitiv Chancen auf eine Zukunft ohne Armut“, ist Philipp von Hardenberg überzeugt, der einen Großteil seines Lebens in führenden Positionen in der Hotellerie gearbeitet hat. Deshalb gehört auch ein kleines Hotel zur Schule. Die sogenannte Yoawawit Lodge verfügt über 14 Zimmer, die einfach aber gemessen an anderen Gästehäusern im Hinterland durchaus komfortabel eingerichtet sind. So müssen Gäste weder auf Klimaanlage noch auf WLAN verzichten. Auch einen Pool und eine Lounge gibt es. Von einigen Zimmern hat man einen wunderbaren Ausblick über den Regenwald.
Die Mahlzeiten nehmen die Gäste auf einer überdachten, aber luftig-offenen Terrasse auf Höhe der Baumkronen ein – serviert von den Kindern, die ihren Aufgaben mit so großer Gewissen- und Ernsthaftigkeit nachgehen, dass man manchmal nicht umhin kann und grinsen muss. „Durch die Interaktion mit den Touristen praktizieren die Kinder ihr Englisch und sammeln im Umgang mit Gästen wertvolle Erfahrungen“, erklärt Kru Tack. Urlauber, die das ländliche ursprüngliche Leben in Thailand abseits der Touristenzentren auf Phuket kennenlernen wollen, sind im Dschungelinternat daher immer herzlich willkommen und werden, wenn sie das wollen, in alle Aktivitäten auf dem Schulgelände eingebunden. Sie können mit den Kindern basteln, ihnen Geschichten vorlesen, mit ihnen über den Bauernhof schlendern, Eier einsammeln, die Ziegen füttern oder Fußball spielen. Für Kurzweil außerhalb des Anwesens sorgen der nahe Khao Lak-Lumru National Park mit seinem immergrünen Regenwald und Wasserfällen sowie der Sonntagsmarkt in Kapong.
Vom Restaurant aus haben die Gäste nicht nur über einen wunderbaren Blick auf den Regenwald rund um die Schule, sondern auch auf eine überdachte, aber sonst offene Aula. Hier beginnen die Kinder den Tag morgens mit einer Meditation, hier wird nachmittags getobt und gespielt und auch bevor es ins Bett geht, versammeln sich alle Bewohner des Dschungel-Internats hier, um gemeinsam zu singen und zu beten. Während sich die meisten Kinder danach in die Schlafsäle zurückziehen, darf Pim heute noch aufbleiben. Sie ist Sängerin in der schuleigenen Band. Momentan probt sie jeden Abend für einen Auftritt in einem Hotel in Phuket. Ihre Augen leuchten als sie erzählt, dass Rudolf Schenker, Gitarrist, Songschreiber und Chef der Hardrockband „Scorpions“ dabei sein wird, wenn sie deren Ballade „Wind of Change“ – ihr absolutes Lieblingslied – vor großem Publikum singen wird. Der Wind der Veränderung – für Pim hat er sich tatsächlich gedreht, seit sie nach Yaowawit kam. Er weht in Richtung einer erfüllten und sorgenfreien Zukunft.
Hinkommen, Unterkommen, Rumkommen: Praktische Reise-Informationen
Anreise
Thai Airways fliegt von Frankfurt non-stop nach Phuket, ab 600 Euro hin und zurück, www.thaiairways.com/de
Unterkunft
Yaowawit School&Lodge, 29/55 Moo 1, Maw Kapong
Email: info@yaowawit.org, DZ ab 50 Euro, Frühstück ist im Preis inbegriffen, ebenso die Nutzung des Pools und der Gästelounge. Die Einnahmen fließen in die Deckung der laufenden Kosten für die Schule. Ein Großteil muss jedoch nach wie vor durch Spenden gedeckt werden. Weitere Infos gibt es online unter www.yaowawit.org
Spendenkonto
Stifterverband/Children’s World Academy, Commerzbank AG Essen,
IBAN DE43 3604 0039 0122 23 22 03
Ein Kontrollgremium des Deutschen Stiftungszentrums kontrolliert, dass die Gelder bei der Yaowawit School & Lodge ankommen.
Soziales Jahr/Praktikum
Jedes Jahr absolvieren internationale Volontäre ihr freiwilliges Soziales Jahr in der Yaowawit School & Lodge – auch das hilft! Den Erfahrungsbericht einer Hamburger Studentin gibt es online nachzulesen: www.uni-hamburg.de/internationales/studieren-im-ausland/auslandspraktikum-thailand-kapong-2012.pdf
Patenschaft
Auch durch eine Patenschaft kann man die Schule unterstützen. 50 Euro im Monat sichern einem Kind die Unterbringung und langzeitige Ausbildung. Paten werden regelmäßig über die Entwicklung ihres Kindes unterrichtet und können dieses jederzeit besuchen. Unter sponsoring@yaowawit.com kann man Portraits von Kindern anfordern, die noch einen Paten suchen.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten
Die Schule liegt ganz in der Nähe des Khao Lak-Lumru Nationalparks. Naturliebhaber erwartet immergrüner Regenwald, schöne Wanderwege entlang von Bächen, ein Naturlehrpfad und einige Wasserfälle. Sehenswert sind der „Lumru Waterfall“ und der „Tom Chong Waterfall“. Beide führen das ganze Jahr über Wasser. In Gumpen unterhalb der Fälle kann man baden. Mit etwas Glück kann man bei den Wanderungen Warane, Gibbons, Otter oder Flughörnchen beobachten. Seltene oder scheue Tiere wie Schwarzbären, Gaure oder Seraue bekommt man dagegen nur bei mehrtägigen Dschungeltrecks zu sehen. Sehenswert sind außerdem die heißen Quellen bei Kapong und der Sonntagsmarkt.
Allgemeine Informationen:
Thailändisches Fremdenverkehrsamt, Bethmannstr. 58, 60311 Frankfurt,
Tel. 069/1 38 13 90, www.thailandtourismus.de